
- 2022.02.16.
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Mensch, Digitalisierung, Automatisierung & künstliche Intelligenz: Von preisgegebener Privatsphäre, digitalem Humanersatz und exzellenter Kontrolle.
Visionen
Wo zu Beginn des letzten Jahrhunderts die fortschreitende technische Entwicklung die Fantasie nicht weniger Menschen (vor allem Romanautoren und Werbeagenturen) zu einer freudvollen Vision von einer arbeitsfreien Welt beflügelte, ist der Großteil einer jedweden Bevölkerung – damals wie heute – Zeuge zunehmendem wirtschaftlich-existenziellen Drucks (Leistungsverdichtung, weniger Menschen produzieren mehr) oder der Ersetzbarkeit seiner/ihrer Arbeitskraft. Wer glaubt, dies betreffe nur das produzierende Gewerbe, wird sich höchstwahrscheinlich binnen überschaubarer Jahre ungläubig der Tatsache gegenüberstehen sehen, dass in vielen Bereichen, in welchen der Mensch als unersetzbar gehandelt wurde, künstliche Intelligenz (KI) den Arbeitsplatz übernimmt, zumindest aber einen Teil der Mitarbeiterschaft entbehrlich macht. Pessimismus? Realismus, der nicht schmeckt!
Nun aber der Reihe nach – und sogleich zunächst der Spitze derzeitiger technischer Entwicklung zugewandt: Der künstlichen Intelligenz.
Künstliche Intelligenz (KI)
Zunächst einmal darf KI nicht mit einem simplen Programm oder Robotik (Automatisierung) verwechselt werden. Beides agiert auf Basis klar definierter Rahmenbedingungen wie vorgegebenen Informationen und „fixierter“ Variablenhandhabung. Unter KI ist – idealerweise und letztlich auch per konsequenter Definition – ein autonom „denkendes“ und handelndes System zu verstehen, welches in der Lage ist, nach Informationsaufnahme (visuell, akustisch – Text, Bilder, Ton) sowie -interpretation und -auswertung, eine Handlungsstruktur zum Zwecke der Verfolgung einer (vorgegebenen oder eigenständig abgeleiteten) Absicht, bzw. eines Handlungsziels festzustellen, um diesem (eigenständig erstellten) Programm (Plan) zu folgen.
Hinzu kommt idealerweise eine Erfolgs- und eine erweiterte Handlungsbedarfseinschätzung auf Basis von Erfahrungswerten und – im Kontext der Analyse des Ist-Zustandes – eine daraus (bedingt) ableitbare Vorgehensdiversifikation zum Zwecke der Variierung der Handlungsparameter im Falle des Eintretens von nicht-linearen Abweichungen der zuvor eingeschätzten Umgebungsparameter vom linear-logisch strukturierten Vorgehensmuster – oder kurz gesagt ein Plan B.
Des Weiteren gesellen sich zum eigenen Erfahrungshorizont in der Regel externe Erfahrungswerte, welche z. B. durch soziale Interaktion (Erfahrungsaustausch), die Lektüre von Erfahrungsberichten (Literatur, Presse, Internet) oder der Betrachtung von filmischen Reports, Dokumentationen und Berichten dem eigenen Informationspool hinzugefügt werden, bzw. diesen ergänzen.
Beeinflusst wird eine Entscheidungsfindung und Verfolgung von Absichten auf Seiten menschlicher Existenz sowohl vom jeweils individuellen sozialen Hintergrund, sprich persönlicher Prägung und Sozialisation und Erfahrung, der Vor- und Ausbildung (Art, Vielfalt und Umfang an Präsenz-Wissen) als auch aktueller lebenssituativer (sozialer und kultureller) Umgebungsparameter. Und da all das hinsichtlich einer objektiven, sachlichen und letztlich handlungseffizienzfördernenden Einschätzung einer Situation oder Person und eines damit verbundenen Treffens einer Entscheidung oder Ausgebens einer Weisung äußerst hinderlich ist, ist der Mensch hier (vor allem auf Basis wirtschaftlicher Interessen) vollkommen fehlplatziert. Zumindest hat das die Industrie erkannt und es darf darüber hinaus doch recht getrost und ohne viel Detail-Sachverstand davon ausgegangen werden, dass eine halbwegs brauchbare KI ebenfalls zu genau diesem Schlusse kommen wird, ja kommen muss.
„Die Entwicklung Künstlicher Intelligenz könnte entweder das Schlimmste oder das Beste sein, was den Menschen passiert ist.“ – Stephen Hawking
NOCH steht die Nutzung von künstlicher Intelligenz am Anfang und „beschränkt“ sich – bezogen auf den Menschen – auf die (wenn auch schon extrem effiziente) logische Verknüpfung und Auswertung statistischer wie freiwillig (oder nicht selten achtlos) preisgegebener Daten. Hierbei darf man allerdings nicht vergessen, dass sowohl optische (via Kamera erfasste) wie akustische (via Mikrofon erfasste) Daten zu jenen hinzukommen, die in Datenbanken (z. B. von Google, Facebook, Apple, Amazon & Co.) gesammelt werden.
Echt jetzt? Tatsachen!
Schon jetzt sorgen sogenannte Bots für menschlich anmutende Text-Korrespondenz und sogenannte Robocalls erledigen selbiges via Telefon. Diese ausschließlich „maschinellen“ Einträge und Werbe- oder Serviceanrufe sind in der Lage, einen humanen Chat- oder Gesprächspartner sehr gut zu simulieren. Noch nicht 100%ig „blickdicht“, doch in ein bis drei Jahren werden Spracherkennungs- und -ausgabesoftware in der Lage sein, dies einwandfrei zu bewerkstelligen. Eine Optimierungshilfe stellen u. a. Aufzeichnungen von Kundengesprächen und damit einhergehende Folgeanalysen verschiedener Stimmmuster und Dialekte dar. Auch Gehör und Sprachfertigkeit von Apples Siri, Googles Sprachassistenten oder Amazons Alexa verfeinern sich mit jedem Befehl, bzw. jeder Anfrage. Dies zumal bspw. Amazons kleine Helferin auch mal ungewollt mithört und sämtliche Aufnahmen in der Cloud speichert – aber selbstverständlich anonymisiert auswertet.
An dieser Stelle soll auch nicht unerwähnt bleiben, dass Sie, werte Leserinnen und Leser, neben Ihrer Stimme auch schon Ihren Fingerabdruck, Iris-Scan oder Ihre biometrischen Daten preisgeben. Dies beispielsweise zum Zwecke des Schutzes Ihres Smartphones, iPads oder Laptops vor dem unbefugten Zugriff Dritter. Natürlich dürfen Sie auch weiterhin davon ausgehen, dass diese Daten auf Ihrem Gerät verbleiben und nicht zufällig (Stichwort „Datenpanne„) in andere Hände gelangen. Aber das soll (nach vollständigem Lesen dieses Beitrags) ganz Ihnen und Ihrem Bauchgefühl überlassen sein.
Achso: Google, Apple und Amazon arbeiten zukünftig in Sachen „Smart-Home“ zusammen, was zum einen die Optimierung der Spracherkennungs- und darauf basierenden Steuersysteme dieser 3 Konzerne und somit eine Zusammenführung diesbezüglich gesammelter Daten bedeutet, und zum anderen alsbald Eingang findet in die Steuerung und Vernetzung von Smart-Home-Geräten, die – selbstverständlich ganz nach Ihrem Gutheißen und Ihrer ausdrücklichen Zustimmung – die Kontrolle über Ihre Musikanlage, Ihren Kühlschrank, Ihre Heizungs-, Licht- und Sicherheitsanlagen übernehmen.
Without you – Die Vollautomatisierung neuer alter Arbeitsbereiche
Über den Software-Sektor hinausgreifend, eröffnete Amazon bereits das erste Warenhaus ohne Kassen (noch sind Mitarbeiter vor Ort). Auch steht die Technik (allgemein) kurz vor der Einführung autonomer Fahrzeuglenkung und inmitten der Entwicklung (mit künstlicher Intelligenz verknüpfbarer) Verkehrsleitsysteme und somit automatisierter Verkehrskoordination – mit erwartbar enormen Auswirkungen auf die Transport- und Logistikbranche.
Auf dem Felde der Lagerverwaltung und des Versands sind bereits Systeme am Werk, die vom Bestellungseingang bis hin zum Versand ohne menschliche Arbeitskraft auskommen. Allein für die Entwicklung, Produktion und Wartung der hierfür erforderlichen Technik und Infrastruktur und der Überführung der Ware von Produktionsstätte zu Transportfahrzeug zu Lagerungsstätte, bzw. vom Lager über das Zustellungsfahrzeug zum Kunden bedarf es noch humaner Arbeitskräfte. Noch. Wo aber die Industrie bereits erfolgreich fahrerlose, sprich autonom fahrende Vehikel zu entwickeln in der Lage ist, wird sich auch hier alsbald eine Lösung finden. Und falls Sie sich gerade sagen, dass die Verpackung von Artikeln ja noch von Menschenhand… . Noch!
„Ich bin unentbehrlich!“
Sie sind in der Verwaltung tätig? Dann tun Sie gut daran, sich realistischerweise mit Ihrer absehbaren Entbehrlichkeit anzufreunden, denn vorhandene sowie in Entwicklung befindliche Software vermag nicht einfach nur handschriftliche wie digitale Daten zu lesen, zu interpretieren (und das sogar richtig) und einem Handlungsimperativ zuzuordnen, sondern auch entsprechend jeweiliger Anforderungen folgerichtig mit weiteren Datensätzen zu verknüpfen – womit sich Berechnungs-, Bewertungs-, Antrags- bzw. Genehmigungsverfahren in absehbarer Zeit ohne Weiteres automatisieren lassen. Ein Segen für Unternehmen, öffentliche Haushalte und Forschungseinrichtungen. Weniger segensreich für jene, die sich noch immer – ganz gleich ob wegen ihrer Qualifikation oder persönlicher Vorzüge – auf lange Sicht für unentbehrlich halten.
Und falls Sie gerade auf die Idee kamen, dass ja noch irgendjemand Telefonate führen muss: Spracherkennung → Informationsinterpretation → Sprachausgabe → Aktion.
Sie sind unentbehrlicher Mediziner, Forscher, Architekt, Ingenieur oder ein ganz ganz Kreativer? Dann fangen Sie jetzt bloß nicht an zu recherchieren (wenn Sie sich richtig wehtun wollen, tun Sie das unter Nutzung der englischen Sprache) und träumen Sie noch ein bisschen weiter!
Dass der weltweite Börsenhandel inklusive Marktanalyse und -prognose entgegen des noch vorherrschenden Bildes von wild gestikulierenden und laut schreienden Händlern auf dem Parkett der internationalen Handelsplätze zunehmend durch automatisierte Käufe und Verkäufe vonstatten geht, das wusste Sie ja, oder? Ein Stichwort hier: Hochfrequenzhandel. Noch eins? BlackRock’s Alladin (Google-Suche / Wikipedia).
Sie sind im Kern nicht mehr als eine zerebral-datenbank-gesteuerte, human-biologische Maschine…
…die Sie in der Regel „Ich“ nennen. Aber Sie haben (zumindest aus wirtschaftlich-produktiver Perspektive) einen entscheidenden Nachteil gegenüber eines künstlichen „Ich“: Sie haben Hunger und Durst, werden krank oder alt oder beides, bedürfen langer Ruhezeiten, benötigen und wünschen einen angemessenen Wohnraum, einen ebensolchen Lebenskomfort und auch noch für Ihr Tun bezahlt zu werden – und für den Krankheitsfall und Ihr Alter möge doch bitteschön auch noch ein bisschen vorgesorgt werden. So ganz nebenbei belasten Sie nachhaltig die Umwelt und gehen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dem ein oder anderen Individuum Ihrer Gattung höllisch auf den Keks. Das macht dann unter dem Strich: 0 zu 1 für die KI.
Profiling
Ermessenspielräume sind technisch gesehen „Rauschen“ heißt es auf der Website „Verwaltung der Zukunft“. Weiter heißt es zum Thema:
Die öffentliche Verwaltung arbeitet im Wesentlichen auf Basis von Regeln, Anordnungen, Gesetzen und ähnlichen Festlegungen. Das macht ihre Arbeit per se zum Gegenstand von Automatisierung mittels intelligenter Systeme. Interessant wird es, wenn Ermessenspielräume berücksichtigt werden sollen. Ermessenspielräume sind technisch gesehen Rauschen. Alle Fälle werden grundsätzlich gleichberechtigt bewertet, analysiert und entschieden. Abweichungen (also die Bandbreite des Rauschens) müssen trainiert werden. KI arbeitet immer zielorientiert.
Finanz- und Versicherungsdienstleister nutzen im Rahmen von Kreditvergabe oder Prämienermittlung schon seit längerer Zeit nicht mehr ausschließlich die Ermessens- und Entscheitungskompetenz ihres Fachpersonals auf Grundlage von direkten Auskünften vonseiten ihrer Kunden, sondern datenbankbasierte Bewertungssoftware – deren Datenbanken zu allem Überfluss von Kunden und Konsumenten selbst gefüttert werden. Dies z. B. via der Erfassung von Einkaufsdaten und -verhalten (PayBack, Kredit- & EC-Karten, Online-Einkäufe). Nicht unerwähnt sei hier natürlich auch die Schufa Holding AG als großer privater Player im Daten- und Kundenbewertungsgeschäft.
Im weiteren Verlauf erfolgt zudem eine Zusammenführung mit Informationen ob der schulischen und beruflichen Ausbildung und Tätigkeit des Antragstellenden und die Auswertung von Daten, welche von Seiten von Unternehmen – hierzu zählen auch Krankenkassen – zur Verfügung gestellt werden. In der Summe darin enthalten sowohl Informationen ob der gesundheitlichen Verfassung (vorliegende Beschwerden und Erkrankungen, Arbeitsausfälle, Dauer der Arbeitsausfälle) sowie Daten, welche durch das Auslesen sogenannter Fitnesstracker oder Smartwatches (Schrittzähler, Blutdruck- und Pulsmesser, etc.) gewonnen werden. Deren Einsatz und die Zurverfügungstellung der Daten wird von Krankenkassen inzwischen gefördert und mit Prämien, bzw. Sonderkonditionen belohnt.
Zusammengefasst lassen sich so zuverlässige Aussagen hinsichtlich Gesundheit, Gesundheitsrisiken und damit verbundener mittel- bis langfristiger Erwerbsfähigkeit und Einkommenserwartung (Kredittilgung, Versicherungsrisiko) treffen.
Auch Arbeitgeber werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit alsbald (und auf Basis wirtschaftlich durchaus verständlichen und somit begründeten Interesses) Zugriff auf diese Daten erhalten. Schließlich möchte man doch gerne wissen, ob man sich da einen wetterempfindlichen, gemütslabilen Krankenstandsrekordhalter einkauft oder einen Menschen in guter körperlicher und geistiger Verfassung und einem Sinn dafür, die eigene Leistungsfähigkeit auch erhalten zu wollen.
Und es geht noch weiter: Auch im Bereich der Personalverwaltung bzw. -auswahl (Recruiting) finden intelligente Systeme Eingang in zuvor menschlich dominierte Bewertungs- und Entscheidungsfindungsprozesse. Zwar obliegt die letzte Entscheidung hier noch nicht einer KI, doch gestattet diese nicht nur die computergestützte Analyse und Bewertung von Bewerbungsunterlagen und Bewerbungsgesprächen, sondern vermag Bewerbungsgespräche auch durchzuführen.
In letzterem Falle gestatten Bild- und Tonaufzeichnung die Erfassung und Analyse von Mikroexpressionen bzw. Mikromimik sowie der Stimme (War das da gerade ein Zittern in der Stimme? Ist die Person unsicher? Lügt sie?).
Interessant hierbei übrigens das Angebot von Amazon Rekognition. Unter Hinzuziehung und Auswertung öffentlich zugänglicher Nutzerprofile und zugehöriger Beiträge und Interaktionen in sozialen Netzwerken ergibt sich hier nicht nur ein durchaus brauchbares Bild, sondern angesichts zunehmend treffsicherer Analysen ein weitgehend vollständiges.
Öffentliche Überwachung mit damit verbundener Gesichts- und Personenerkennung, z. B. via des Datenabgleichs mit Einwohnermeldedaten und digitalisierten Ausweisdokumenten in Verbindung mit Bewegungsprofilen und GPS-Standortdaten (Google erfasst Ihren Standort auch wenn Sie die Ortung eigentlich abgeschaltet haben) gestatten einen Abgleich mit zeitgleich erfassten Bewegungsprofilen und Aufenthaltesorten Dritter, ebenfalls eindeutig identifizierbarer Personen, woraus sich Ihre sozialen Kontakte/Beziehungen und Interaktionen ableiten lassen. In Verbindung mit der Auswertung der Persönlichkeitsprofile dieser Personen (durch eine KI)… aber spinnen Sie das ruhig mal selbst zu einem datenanalytischem Ende.
Hinzu kommen dann noch Ihre Statusmitteilungen und Interaktionen (Kommentare, Likes, Downvotes) in den sozialen Netzwerken. Diese gestatten nach Sammlung und Auswertung Aussagen über Ihre aktuellen persönlichen Befindlichkeiten, Ihre Interessen, Ihre Neigungen und Abneigungen (jeglicher Couleur) sowie Ihre Freizeitgestaltung, und erlauben darüber hinaus eine ganze Menge weiterer grundlegender Einschätzungen – und letztlich (im Zweifel vor allem) die Analyse und Bewertung Ihrer Person durch Dritte.
Was z. B. Ihr Facebook-Profil, bzw. Ihre Interaktionen auf Facebook über Sie aussagen, das können Sie spaßeshalber hier testen: Apply Magic Sauce der University of Cambridge.
Werfen wir nochmal kurz einen Blick zurück auf Ihre bereits oben erwähnten Einkaufsabrechnungen. Die geben durchaus weitreichende Auskunft über Ihr Konsumverhalten, Ihre Ernährungs- (Stichwort „Gesundheit & Arbeitskraft“ (siehe oben)) und Ihre Freizeitgewohnheiten. Und da Sie ja nicht nur an einem Ort und auch mal unterwegs oder auf Reisen einkaufen, haben wir auch gleich wieder ein Bewegungsprofil. Nicht zu vergessen auch der Online-Einkauf. Während eines (eingeloggten) Amazon-Einkaufsbummels speichert der Dienstleister sämtliche Produkte, die Sie während der Suche nach einem gewünschten Produkt angewählt haben (das sehen Sie dann unten im angezeigten Browserverlauf, den Amazon zu Analysezwecken speichert). Es wird gespeichert wie lange Sie auf einer Produktseite verweilten (hat der Kunde die Produktinformationen gelesen?), ob Sie von dort aus auf Empfehlungen klickten und natürlich für welches Produkt Sie sich am Ende entschieden haben. Verglichen wird Ihr Einkauf mit Ihren vergangenen Einkäufen, woraus sich u. a. ablesen lässt in welchem Preissegment Sie Ihre Auswahl treffen (Einkommenseinschätzung), ob Sie einem Einkaufstrend folgen (erreichbar für Produktvorschläge oder Käufertrends), welchen Bedarf Sie decken und wie häufig, und noch ein paar Dinge mehr.
Ein paar Worte zu Google Analytics und Facebook Pixel: Auf nicht wenigen, ja weit den meisten Websites, auf welchen Google’s Seitenzugriffs- und Interaktions-Analysewerkzeug und/oder Facebook (u. a. auch via Like- oder Empfehlen-Button) eingebunden sind, wird Ihr Aufruf und Aufenthalt verzeichnet (Uhrzeit, Datum), von welcher Seite Sie kommen, wie lange Sie auf der Seite verweilen, welche Aktionen Sie auf der Seite vornehmen (Menü-, Button- oder Werbebanner-Klicks) und auf welche Sites Sie Ihr weiterer Weg führt. Dabei – aber das wissen Sie ja schon (Cookies / Browserdatenauswertung) – wird Ihr ungefährer oder gar genauer Standort festgestellt, welches Betriebssystem Sie so am Laufen halten, wie groß das Browserfenster (der Bildschirm) ist, welche Sprache Sie nutzen und… nunja, da geht noch eine Menge mehr – speziell dann, sind Sie auch noch permanent bei Ihrem Lieblings-Sozial-Netzwerk angemeldet.
Dass Whatsapp zu Facebook gehört, das wissen Sie ja, und es sollte Sie bedenklich stimmen, dass Facebook seinerzeit für diesen Deal mal eben 19 Milliarden US-Dollar auf den Tisch legte und dafür wohl gute Gründe gehabt haben muss. Und dass Facebook via Whatsapp in Kürze damit beginnen wird Werbeeinblendungen in Ihren Status und wohl alsbald auch (in Form eines Chatbeitrags) in Ihren Chats zu schalten, davon haben Sie vielleicht auch schon gehört. Diese Werbungen sollen nach Möglichkeit inhalts-sensitiv, also in Abstimmung mit in Unterhaltungen genutzten Schlüsselwörtern in Erscheinung treten. Dass dafür das Auslesen Ihrer privaten Mitteilungen von Nöten ist, das muss man Ihnen sicherlich nicht erklären. Und dass Facebook die Inhalte Ihrer privaten Chats mit den Daten Ihres Facebook-Accounts und Ihrer Interaktionen zusammenführt sicher auch nicht.
Diesbezüglich: Haben Sie sich gelegentlich auch schon einmal darüber gewundert, dass Ihnen plötzlich ein Freundschaftsvorschlag auf Facebook aufgezeigt wird, derweil die vorgeschlagene Person ausschließlich in Ihrem Smartphone-Telefonbuch verzeichnet ist? Dann dürfen Sie sich aufhören zu wundern, denn der Grund hierfür liegt in dem Umstand, dass Whatsapp zu Facebook gehört und in der Regel vollen Zugriff auf Ihre Kontakte genießt (übrigens auch über getätigte Anrufe, Anrufdauer, Anrufzeit und gar den Gesprächspartner, ist dieser ebenfalls auf Facebook „unterwegs“).
Quo vadis? Social Scoring!
Das in China bereits angewandte Scoring (das sich zwar noch in den Anfängen befindet, aber voraussehbar alsbald umfassenderer Natur sein wird, als man sich dies augenblicklich überhaupt vorstellen möchte) erfasst eine Unmenge Ihrer Lebensdaten und vor allem Ihres Verhaltens und die daraus abgeleitete Einschätzung Ihrer Persönlichkeit, welche es mittels eines Belohnungssystems auf Linie bringen ließe. Was ein wenig dystopisch und an „1984“ erinnernd daherkommt… ist tatsächlich so. Denn am Ende entscheidet salopp gesagt Ihre Punktzahl darüber, ob Sie Zugang zu bestimmten Informationen, Veranstaltungen, Ausweisdokumenten, Krediten oder Vergünstigungen sowie Jobangeboten erhalten – oder Sie, gelinde gesagt, „draußen bleiben“ müssen.
Aber Hey, Sie haben ja nichts zu verbergen, nicht wahr?! Und wenn einem die Argumente ausgehen, kann man ja immernoch den Allgemeinplatz „der Sicherheit aller“ anführen.
Hier finden Sie eine (englischsprachige) Grafik (via imgur) von Josh Reynolds, die den sogenannten „Sesame Score“ anschaulich zusammenfasst.
Und was hat das jetzt mit künstlicher Intelligenz zu tun?
Nun, bis dato sprechen wir von Datensammlung, Datenanalyse und Automatisierung (von Arbeits- und Entscheidungs-/Verwaltungsprozessen). Dahinter sind irgendwo noch Menschen zu finden, die Schlüsse ziehen, Handlungen veranlassen und zumindest theoretisch automatische Abläufe abbrechen oder verhindern könnten. Theoretisch. Der Begriff „Automatisierung“ täuscht hierbei zu wohl niemandes Überraschung leichten Fußes darüber hinweg, dass die Bemühungen und Fortschritte in Sachen technischer Entwicklung nicht dahingehend verlaufen, die Dinge für den Menschen einfach nur handhabbarer zu gestalten, sondern dazu bestimmt sind, den Menschen in (personalkostenintensiven (also weitestmöglichen)) Bereichen – auch jenen der Entscheidungsebene – zu ersetzen. Das Problem: Eine künstliche Intelligenz interpretiert keine Daten und trifft eine ausgewogene Entscheidung, sondern fällt ein abschließendes Urteil – und verhält sich dem entsprechend!
Sie können sogar an Ihrer eigenen Überflüssigkeit verdienen!
In der Gesamtheit sorgen wir bereits alle recht umfänglich dafür, dass zukünftige autonome Systeme die Daten erhalten, die sie benötigen, um einen Menschen nicht nur durchschaubar, nachahmbar und kontrollierbar, sondern auch ersetzbar machen. Um davon profitieren zu können bedarf es lediglich der Investition in Wertpapiere, bzw. Anteilsscheine entsprechender Soft- und Hardwareentwickler und jener Unternehmen, welche sich zusehends dieser Werkzeuge zum Zwecke der Gewinnoptimierung bedienen. Und was Ihnen höchstwahrscheinlich selbst zum Thema „Gewinnoptimierung“ einfällt, verschont auch Sie – konsequent zu Ende gedacht – nicht vor Ihrem eigenen Rotstift. Und genau diese asoziale aber wirtschaftliche Konsequenz ist die inspirationsarme, aber innovationsreiche Antriebsfeder in Sachen Humanersatz.
„Glaubensfragen“
Sie dürfen gerne daran glauben, dass Sie all das irgendwie gar nicht betrifft. In Sachen Job und Beschäftigung mit Sicherheit nicht binnen der nächsten 5 Jahre, bei 10 sind Zweifel allerdings mehr als angebracht – und es werden nicht nur die Jobs der Geringqualifizierten sein, die auf lange Sicht verschwinden werden. Und was augenblicklich noch unter dem Begriff „Automatisierung“ fassbar und harmlos anmuten mag, ist erst ein Anfang – allerdings in voller Fahrt.
Ohne Frage werden neue Berufe entstehen, neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Zahl derer wird allerdings kaum die bestehende Zahl aufrechterhalten und verhindern, dass ein Großteil der heutigen Arbeitnehmer nicht mehr gebraucht wird – in allen Bereichen von „A“ wie Acker– oder Autobau bis „Z“ wie Zahntechnik oder Zimmerei.
Findet sich an der Spitze der Weisungskette schlussendlich auch noch eine künstliche Intelligenz, wird es ggf. sogar für Topmanager, angestellte Geschäftsführer, leitende Angestellte und auch politische Amts- und Entscheidungsträger eng werden, denn eine KI wird ein System (Unternehmen, Staat) nicht unvermögend gegen die Wand fahren, sondern hocheffizient „seine“ programmierten Interessen verfolgen und zu schützen wissen – und kennt keine Kumpaneien oder Vetterleswirtschaft oder gar ein soziales, ja menschliches Gewissen. Und da so etwas wie das sprichwörtliche Vitamin B keinen logisch nachvollziehbaren (gemein- und somit systemförderlichen) Wertschöpfungscharakter aufweist, wird es selbiges auch nicht gewähren oder zulassen – denken wir das mal ganz zu einem Ende.
Eingedenk der rasenden Entwicklung der Technik binnen des letzten halben Jahrhunderts dürfen Sie Ihre ganz eigenen Schlüsse ziehen. Beachten Sie dabei, dass wir im Falle einer künstlichen Intelligenz – die diesen Namen auch verdient hat (!) – davon sprechen, dass sich diese eigenständig und mit dem ihr innewohnenden Tempo – ergo exponentiell – fortentwickeln, und darüber hinaus die für sie effizientesten Werkzeuge eigenständig konzipieren, produzieren und einsetzen wird. Unter dem Strich: Zunahme von Effizienz und Produktivität bei gleichzeitiger Abnahme des Bedarfs an menschlicher Arbeitskraft (= Profitmaximierung).
Grundsätzlich ist festzuhalten, dass die Entwicklung und der Einsatz künstlicher Intelligenz die Eröffnung vollkommen neuer Horizonte und Zukunftsperspektiven bedeutet. In den richtigen Händen und vor dem Hintergrund der Absicht der Beförderung des Wohlergehens eines jeden Menschen – was die Wahrung oder Wiederherstellung einer intakten und gesunden Natur mit einschließt – ein mehr als zu befürwortendes Unterfangen.
Was, bzw. wen wir wirklich fürchten sollten
Es sind im Kern weder Digitalisierung, Automatisierung oder künstliche Intelligenz, die es zu fürchten gilt, sondern jene, die sich diese – jenseits von Forschung und Entwicklung zum Wohle aller – zu Nutze machen und machen werden, und zwar zum Zwecke der Gewinnmaximierung und letztlich dem Wohle weniger, welche über das notwendige Kapital verfügen, einen vollständigen Ersatz menschlicher Arbeitskraft zu realisieren. Es sind hierbei zumeist unternehmerische Wesenheiten (vom Einzelunternehmer bis hin zur Kapitalgesellschaft) wie auch deren politische Unterstützter und/oder Handlanger, deren Tun wir hinnehmen oder an der Spitze der politischen Entscheidungsträgerschaft akzeptieren und gewähren und walten lassen, ja gar selbst an die Spitze wählen – obleich sie durch ihr Tun längst und über Generationen hinweg bewiesen haben, dass ihr Tun vielem dienlich ist, nur nicht dem Wohlergehen des Menschen an sich und dieser einzigartigen blauen Kugel inmitten eines äußerst trübsinnigen Dunkel.
Unabhängig davon, wie Sie zu den Ergebnissen der Oxfam-Studie(n) (Link 1, Link 2, Link 3) oder anderen Erhebungen zur Vermögensverteilung und -konzentration stehen und sich selbst im Gesamtkontext als übervorteilt sehen oder auch nicht: Wer glaubt, die genannte Spitze von zwei oder drei Prozent der Weltbevölkerung ließe über Nacht ihre Ausbeutungseffizienz (und damit verbundenen Raubbau an Mensch, Gesellschaft und Natur) zu Gunsten des Wohlergehens aller (an der Wertschöfpung und Vermögensschaffung Beteiligten) fallen, dem sei dringend geraten, mal eine kalte Dusche in Anspruch zu nehmen.
Letztbezüglich wird das Wort „Kritik“ nicht selten durch „Neid“ oder „Neiddebatte“ ersetzt und so eine dringliche Auseinandersetzung und Marktregulation vereitelt. Erstaunlicherweise ist es hierbei gelungen auch jene für die Interessen einer Einkommens- und/oder Vermögensklasse einzuspannen, deren Vermögen im Vergleich zu jenen der sogenannten „oberen Zehntausend “ als Portokasse bezeichnet werden darf – und diesen gar zu suggerieren, die Kritik gelte ihnen und ihrem kleinen Vermögens-Pinkelberg.
Ganz zu schweigen ist finalerweise von jenen, die im Kreise der Politmanege von sich selbst eingenommen an den Fäden ihrer Hybris der selbstinszenierten Vorstellung erliegen, diese diene „dem Wohle des Volkes“, derweil sich der Kreis dort schließt, wo die Fäden tatsächlich zusammenlaufen, und man das Spiel der Eitelkeiten, sprich des Bedürfnisses nach Anerkennung, Status und Macht derart beherrscht und im eigenen Sinne zu lenken weiß, dass die Marionette gar nicht bemerkt, dass sie eine ist.
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Post Scriptum
Noch zwei kleine Augenöffner:
Eingebetteter Medieninhalt
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